Forum zur Integration von KI und Cobots – Expert:innen diskutierten zukünftige Entwicklungen am 2. Swiss Robotics Forum in Biel

Künstliche Intelligenz (KI) dominiert momentan die Medienschlagzeilen – wenn auch meist im Zusammenhang mit ChatGPT und anderen Chatbots. Was bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit erregt, ist die Kombination von KI mit anderen Anwendungen. Rund 35 Expert:innen von Hochschulen und aus der Industrie trafen sich am 23. Mai 2024 im Switzerland Innovation Park Biel/Bienne zu einem innovativen Forum, das gemeinsam von der SUPSI, dem Swiss Cobotics Competence Center S3C und der SATW organisiert wurde. Unter der Leitung von Anna Valente, Professorin an der SUPSI und Leiterin der SATW-Themenplattform Intelligent Manufacturing, thematisierte die Veranstaltung die Integration von KI und kollaborativer Robotik (Cobotik) in verschiedenen Branchen.

Anna Valente betonte die Wichtigkeit und das Potenzial dieser Integration, wies aber auch darauf hin, dass ihre Akzeptanz in der Industrie noch eher tief ist. Ziel der Veranstaltung war es denn auch, kurz-, mittel- und langfristige Entwicklungen mit Nutzen für die Industrie zu beleuchten.

Kurzfristige Entwicklungen

Ambra Vandone von der SUPSI stellte das Projekt «The shining cobotic cell» vor. Dieses fokussiert auf die Handhabung und Inspektion von geometrisch komplexen und glänzenden Objekten wie Uhrengehäusen durch Roboter. Dazu unerlässlich sind KI-basierte Bildanalyse mit fortschrittlichen Visionssystemen und spezialisierte Roboterarme, auch wenn die menschlichen Bediener:innen bei der Bewertung der entdeckten Fehler auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen werden.

Darüber hinaus stellte Mike Hausdorf von Siemens Fortschritte beim sogenannten Piece Picking vor, die veranschaulichen, wie Roboterarme mit ausgefeilter Software und KI-Objekte unterschiedlichster Formen und Grössen handhaben können. Diese Technologie, die Aufgaben wie die Arbeit am Förderband bis hin zur Logistik vereinfacht, bietet vielversprechende Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Cobot und menschlichen Arbeiter:innen.

Mittelfristige Entwicklungen

Mohamed Bouri von der EPFL stellte Innovationen bei haptischen Schnittstellen vor, die über die Hände hinausgehen und auch die Füsse einschliessen. Diese Erweiterung ermöglicht Szenarien, die dem "Orgelspielen" ähneln und die gleichzeitige Bedienung von vier Cobots erlaubt, was vor allem für medizinische Anwendungen vorteilhaft ist. Die Realisierung dieser Fortschritte erfordert jedoch umfangreiches maschinelles Lernen, um menschliche Bewegungen in präzise Cobot-Handlungen zu übersetzen. Momentan wird die menschliche Fähigkeit zur drei- oder vierfachen Manipulation erforscht.

Langfristige Entwicklungen

Mit einem Blick in die fernere Zukunft führte Stelian Coros von der ETH Zürich das Konzept der "physischen KI" ein: Das Potenzial der KI soll genutzt werden, um intelligente Maschinen zu schaffen, welche die physische Welt wahrnehmen, entscheiden und entsprechend handeln können. Herausforderungen sind bei dieser Entwicklung unter anderem die abstrahierte und doch präzise Wahrnehmung der Umgebung sowie die Beschreibung der zu greifenden Objekte. Digitale Zwillinge könnten hier Abhilfe schaffen.

Das Forum diente als Plattform für Inspiration, Innovation und Kollaboration und hob die laufenden Bemühungen zur Integration von Robotik und KI in verschiedenen Branchen hervor. Die sich entwickelnden Technologien haben enormes Potenzial und versprechen neue Möglichkeiten nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Medizin.

 

Impressionen