Bezahlen wir 2035 noch mit Notengeld?

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Im Vorfeld zur Legislaturplanung erhielt der Bundesrat einen Grundlagenbericht mit Texten von Think Tanks im In- und Ausland, die im Auftrag der Bundeskanzlei 20 Zukunftsfragen beantworteten. Auch die SATW nahm Stellung zu einer Frage: «Bezahlen wir 2035 noch mit Notengeld?».

Im Vorfeld zur Legislaturplanung erhielt der Bundesrat einen Grundlagenbericht mit Texten von Think Tanks im In- und Ausland, die im Auftrag der Bundeskanzlei 20 Zukunftsfragen beantworteten. Auch die SATW nahm Stellung zu einer Frage: «Bezahlen wir 2035 noch mit Notengeld?».

In Europa fanden Banknoten im 16. Jahrhundert Verbreitung. Zunächst waren sie Quittungen für eine bei einer Bank hinterlegten Menge an Münzen. Seit den 1950er-Jahren gibt es Kreditkarten, die zunächst von Hotels und Restaurants herausgegeben wurden, um die Konsumfreude ihrer Gäste zu steigern; der Name der amerikanischen Kreditkarte «Diners Club» ist ein Relikt aus dieser Zeit. Die neuerdings für Aufmerksamkeit sorgenden Kryptowährungen sind eher Spekulationsobjekte als Währungen im eigentlichen Sinne des Wortes. Denn sie sind weder gesetzlich anerkannt, noch fehlt es ihnen an der notwendigen Stabilität, um der Funktion der Wertaufbewahrung gerecht zu werden. Auch faktisch spielen Kryptowährungen lediglich eine marginale Rolle im Zahlungsverkehr.

Bargeld besitzt Eigenschaften, die keinem anderen Zahlungsmittel zukommen. Es ist anonym, inklusiv, unabhängig von Infrastruktur einsetzbar und weitgehend sicher. Dennoch war der Anteil des Bargeldes als Zahlungsmittel in den letzten 20 Jahren rückläufig. Obschon die Verwendung von Bargeld als Zahlungsmittel rückläufig ist, war die Bargeldmenge gemessen am Bruttoinlandprodukt in den letzten vierzig Jahren nie so hoch wie heute.

Geld ist Recheneinheit, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel in einem. Dass Geld eine Technologie ist, zeigt nicht nur die mittlerweile sehr aufwendige Herstellung von Papiergeld, sondern auch das Dispositiv aus Menschen, Maschinen und Organisationen, die nötig sind, um die Gesellschaft mit Buch- und Bargeld zu versorgen, es entgegenzunehmen und zu verwahren. Der Gebrauch von Geld und die Praktiken des Bezahlens sind tief verankert in unserer Kultur, in unserem Einkaufs- und Konsumverhalten und zugleich abhängig von der technologischen Entwicklung: Verändern sich die Einkaufskultur oder die Zahlungsmöglichkeiten, hat das Einfluss auf das Zahlungsverhalten der Kundinnen und Kunden. Dies zeigte sich beim Aufkommen gebührenarmer Zahlungsterminals, bei der Verbreitung des Onlinehandels oder nach der Einführung von Self-Checkout-Kassen.

Neue Formen von Geld haben ältere zwar verändert und ihnen mithin neue Funktionen zugewiesen, dennoch sind ältere Formen (Münzen) durch das Aufkommen von neueren Formen (Banknoten, Debit- und Kreditkarten) nie vollständig ersetzt worden. So gibt es heute noch Münzen, Noten und Schecks. Und auch morgen wird es diese noch geben.

Bargeld wird Zahlungsmittel bleiben, weil es in unserer Kultur verankert ist, wichtige Funktionen übernimmt und über Eigenschaften verfügt, die anderen Zahlungsmitteln nicht zukommen. Dass es künftig zusätzliche Möglichkeiten zur bargeldlosen Zahlung geben wird, ist im Rückblick auf die lange Geschichte der Zahlungsmittel und den sich vervielfältigenden Formen allerdings ziemlich wahrscheinlich.

Bei diesem Text handelt es sich um eine leicht gekürzte Version der Originalfassung. Der vollständige Beitrag wie auch die Antworten der anderen Think Tanks finden sich hier